Stevia: Natürlich süßen - ohne Kalorien
Es klingt wie ein Traum: Naschen, ohne dick zu werden und ohne dabei die Zähne kaputt zu machen - mit einem natürlichen Süßstoff. Eine kleine Pflanze aus Paraguay könnte künftig Millionen Diabetikern und Übergewichtigen Hoffnung geben. Es geht tatsächlich: Die Blätter der südamerikanischen Pflanze Stevia sind so süß, dass sie herkömmlichen Zucker problemlos ersetzen können. Sie senkt nachweislich den Blutzuckerspiegel, hat keine Kalorien, verhindert die Entstehung von Zahnbelag und ist dazu noch 300 Mal süßer als Zucker. Wo ist der Haken?
Im Juli 2008 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO Stevia-Extrakte als sicher eingestuft, wenn bestimmte Verzehrsmengen nicht überschritten werden. Im April 2010 schloss sich die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit dieser Einschätzung an. Dennoch ist Stevia als Süßstoff in Deutschland und fast der gesamten EU bisher nicht zugelassen.
Die Begründung: Es fehlen überzeugende wissenschaftliche Nachweise, dass der Verzehr gesundheitlich unbedenklich ist. Das ist zwar auch bei Zucker und vielen anderen Naturprodukten der Fall, doch die waren bereits auf dem Markt, bevor die Gesetze einen derartigen Nachweis forderten (Stichwort: Novel-Food-Verordnung). Kritiker behaupten, die Einführung der Pflanze in der EU wird von der Zuckerindustrie unterwandert. Die setzt jährlich rund 60 Milliarden Euro in Europa um. Pro Kopf werden in Deutschland ca. 40 Kilo Zucker verbraucht. In Südamerika, Japan, China und anderen Ländern ist Stevia schon lange verbreitet, ohne dass es je gesundheitliche Probleme gegeben hätte.